Wassermusik – Backnanger Kreiszeitung
„Kantate zum Mysterium des Wassers“
(Backnanger Kreiszeitung vom 15.05.2018)
„Wassermusik“ von Daniel Stickan in der Christkönigskirche Backnang – Mit scheinbarer Leichtigkeit und professioneller Disziplin
Muttertag und Kinderchöre – das passt wie die Faust aufs Auge. Meistens trällern die lieben Kleinen einfache, fröhliche Kinderlieder, zur Freude der Verwandten. Und nach einer Viertelstunde ist dann auch gut. Was die katholische Singschule Backnang am Sonntag in der Christkönigskirche in Backnang bot, war ein ganz anderes Kaliber.
BACKNANG. Dass Kinder eine Stunde lang anspruchsvolle Musik mit Begeisterung, scheinbarer Leichtigkeit und doch professioneller Disziplin abliefern können, damit hatten nicht viele gerechnet. Und so war für die meisten Zuhörer in der voll besetzten Kirche die angenehme Überraschung perfekt, wie man auch den durchweg positiven Kommentaren nach Ende der Veranstaltung entnehmen konnte. Unter der musikalischen Leitung von Christiane Schulte wuchsen die Kinder während des Familienkonzerts über sich selbst hinaus. Dabei wurden die Hauptchöre der katholischen Singschule Backnang durch die Allerkleinsten der musikalischen Früherziehung verstärkt.
Auf dem Programm stand die „Wassermusik“ von Daniel Stickan, eine Kantate über die Schöpfung, Aggregatszustände und das Mysterium der Dreieinigkeit. Stickan wurde in Göttingen geboren, der 37-jährige Jazzmusiker und Organist lebt in Niedersachsen und entwickelt neue Formen von Kirchenmusik. Als ganz besondere Überraschung saß er in Backnang selbst an der Orgel und am Klavier und gab den Zuhörern eine kurze Einführung in sein Werk.
Das Thema Taufe inspirierte ihn; Wasser bleibt immer Wasser, auch wenn es in den drei Zuständen flüssig, als Dampf oder in Form von Eis vorkommt. Stickan übertrug dies auf die christliche Lehre von der Dreifaltigkeit Gottes: Vater, Sohn und Heiliger Geist – und doch ist auch hier immer eine Einheit gemeint. Das Wasserthema wurde nicht nur musikalisch sondern auch visuell immer wieder optimal in Szene gesetzt, oft durch ausgewählte Details. Angefangen bei den T-Shirts der über fünfzig Kinder, die alle diversen Blautönen des Meeres symbolisierten bis hin zu den drei großen, durchsichtigen Schalen auf der Bühne, die nach und nach mit Eiswürfeln, luftgefüllten Plastiktüten als Dampfsymbol und klarem Wasser gefüllt wurden.
Wellenartige Bewegung der Kinder – alles bei der Aufführung war im Fluss
Weiße Schnipsel flogen als Schnee durch die Luft, Kunststoffschläuche wirbelten herum und erzeugten Windgeräusche. Alles untermalt von dramatischen Orgelklängen oder fließend-perlenden Klavierakkorden, die sich aufgebrochen zu einer Melodie zusammenfügten. Bühnenbildnerin Stefanie Hübner hatte sehr viel Liebe zum Detail investiert.
Auch im Chor herrschte eine wellenartige Bewegung, die Kinder gingen von der Bühne, kamen zurück – alles war im Fluss. Zwischen den Chorparts las Schauspielerin Juliane Putzmann aus der Genesis und diversen Texten. Leonie Baumgart und Julian Heiser rezitierten das Mysterium der Trinität. Percussionist Jakob Chiari sorgte für Dynamik.
Nach dem Schlussapplaus, zu dem erfreulicherweise auch die technisch Verantwortlichen Hannes Koksch, Max Müller und Matthias Lohse auf die Bühne gebeten wurden, war dann noch eine Zugabe fällig. Bevor sich Daniel Stickan zurück auf den Weg ins heimische Lüneburg machte und sich dort wieder an der Schönheit des Flusses Ilmenau erfreut, erhielt er zum Abschied als kleines Dankeschön eine Flasche hochprozentiges, echt schwäbisches Flusswasser: ein Backnanger Murrwässerle.