Musik der Kirche zeitgemäß erweitern

Musik der Kirche zeitgemäß erweitern

Hans-Martin Koch in der Landeszeitung Lüneburg vom 07.04.2023

Jazz ist das Stichwort, unter dem sich die Kompositionen und Konzerte des 1980 geborenen Musikers am ehesten fassen lassen. Auch andere Stilistiken wie zum Beispiel Minimal Music und Reminiszenzen an Romantik und Barock finden sich in seinem Werk. Das ist jetzt auf einer Doppel-CD mit eigenen Kompositionen und Arrangements für Orgel nachzuhören.

Aufgenommen hat Daniel Stickan die Alben in der Lüneburger Nicolaikirche und in der St. Osdag-Kirche in Mandelsloh. Beide Orgeln stammen aus der Orgelbauerdynastie Furtwängler. Die Lüneburger Orgel steht für großen und auch imposanten Klang. Die Mandelsloher Orgel ist kammermusikalischer angelegt, lässt durch ihre Bauweise aber eine sehr individuelle Klanggebung zu. Das kommt dem Jazzmusiker Stickan zugute.

Daniel Stickan versteht es, Musik zu schreiben und zu spielen, die emotional unmittelbar anspricht und zugleich Tiefe besitzt. Sie ist nicht avantgardistisch, sie biedert sich ebenso wenig an Populäres an. Sie dringt in sphärische, meditative Bereiche vor, und auf der anderen Klangseite driftet sie in virtuose Improvisation. Neben eigenen Stücken finden sich auf dem Dopppel-Album Bearbeitungen, mal von einem norddeutschen Volkslied („Dat du in leevsten büst“), mal aus dem Pop („A Taste Of Honey“), dem Jazz (John Surmans „The Wanderer“), und mal schaut Stickan beim Großmeister Johann Sebastian Bach vorbei.

Das schlicht „Orgelmusik“ benannte Album repräsentiert Stickans Arbeit des vergangenen Jahrzehnts. Die Doppel-CD ist in einer limitierten Auflage von 300 Exemplaren erschienen und außergewöhnlich attraktiv aufgemacht – mit einem großformatigen Booklet. Das ist geprägt von Kalligraphien, atmosphärischen Fotografien und Details bis hin zu einer Fadenheftung.